Kann Alkohol Probleme lösen?

Der 58-jährige Mann versichert mir treuherzig: „ Herr Doktor, mehr als drei Bier pro Abend trink ich nie, und wenn ich es will, schaffe ich es schon mal eine ganze Woche ohne!” Der stressige Job, Termine ohne Ende, ein Chef der ihm im Nacken sitzt und sowieso, das Geschäft läuft immer schlechter.

Die Realität ist, dass dieser Mann ohne sein abendliches Bier nicht mehr einschlafen und daraus schnell eine Gewohnheit entsteht. Es findet sich immer eine Ausrede, um das tägliche Bier oder den Wein zu begründen. In vielen Fällen passiert das auch heimlich. Alkoholiker sind gute Schauspieler, die nach außen hin gut mitmachen und mit allem einverstanden sind, was Partner und/oder Arzt mit ihnen besprechen. Dabei wird hin und wieder auch etwas geflunkert oder untertrieben. Ein gerötetes Gesicht oder Geruch nach Alkohol, häufig schon am frühen Morgen, sprechen dagegen eine andere Sprache. Depression und vermehrte Angstzustände können auftreten, aber auch körperliche Anzeichen wie Sodbrennen und Magenschmerzen, die Zunahme von Stürzen.

Gesundheitsberatung: Thema Alkohol

Wo ist die Grenze?

Bei Frauen liegt die Grenze bei etwa einem Glas Alkohol am Tag, also ca. 12 g. Für gesunde erwachsene Männer liegt diese Grenze bei 24 g Alkohol pro Tag, d.h. etwa zwei Gläser. Wenn Sie als Frau mehr als 0,1 l Wein oder Sekt, mehr als 1/4 Liter Bier oder 4 cl Schnaps pro Tag trinken, bewegen Sie sich bereits in einem gesundheitlichen Grenzbereich. Für Männer gilt die doppelte Menge, also 1/2 Liter Bier pro Tag oder 1/4 Liter Wein pro Tag als Grenze. Von Alkoholabhängigkeit spricht man, wenn mindestens drei von sechs Kriterien erfüllt sind:

  • ein starkes Verlangen nach Alkohol
  • eine verminderte Kontrollfähigkeit
  • körperliche Entzugssymptome
  • die Ausbildung einer Toleranz-immer höhere Dosen werden erforderlich
  • das Vernachlässigen anderer Interessen zugunsten des Alkohols
  • Die Fortführung des Konsums trotz negativer körperlicher, sozialer oder sonstiger Folgen. Der Tag wird nach dem Alkoholkomsum ausgerichtet.

Brauchen Sie abends Ihr Bier oder Glas Wein regelmäßig zum „Runterkommen“? Damit Sie schlafen können? Können Sie „nein“ sagen, auch im Freundeskreis, wenn Alkohol angeboten wird, oder nach einem Gläschen auch mal Schluss machen?

Fragen Sie sich selbst. Was tun Sie, um zu entspannen und besser mit Ihrem Stress umgehen zu können? Trinken Sie gelegentlich ein Glas Wein oder Bier? Wie häufig in der Woche? Wieviel Bier schaffen Sie maximal an einem Abend/auf einmal zu trinken? Falls Sie hier selbst ein Problem sehen, vereinbaren Sie bitte einen Termin bei Ihrem Hausarzt. Es gibt auch in Ihrer Umgebung eine Suchtstelle, bei der Sie sich beraten lassen können.

Wie kann der Alkoholismus behandelt werden?

  • Ehrlich sein und es vor sich selbst zugeben
  • Die Hilfe von anderen annehmen . Alkohol ist kein Problemlöser. Sie schaffen sich dadurch nur ein neues – größeres – Problem  an den Hals.